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Das Buch


Peyman

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Das Buch

 

Parvati ging langsam hinter der kleinen Viehherde her, die sie den steilen Berg hinauftrieb. Plötzlich blieb sie stehen: Ein Stück Papier war vor ihr auf einen Busch geflogen. Mit wenigen Schritten war sie bei dem Busch und griff nach dem Papier. Es war nur ein Zeitungsblatt, vom Regen durchnässt und schmutzig. Parvati hielt es fest, als wäre es etwas Wertvolles. Sie setzte sich auf einen flachen Stein und versuchte die auf dieses Stück Papier gedruckten Buchstaben zu entziffern.

 

Eine Bekannte hatte sie in die Kunst des Lesens eingeführt und ihr diesen Rat gegeben: "Wenn du irgendwo etwas Gedrucktes findest, nimm es und lies es! Es macht nichts, wenn du nichts verstehst, mach dir zur Gewohnheit, alles zu lesen, was dir in den Weg kommt, und mit der Zeit wirst du es auch zu verstehen beginnen."

 

Sie befolgte den Rat und griff nach jedem Stück gedruckten Papiers, von dem sie schon eine ganze Menge gesammelt und in ein sauberes Tuch eingepackt hatte.

 

Ihr Vater Ramdschi war glücklich, dass seine Tochter eine Gelehrte geworden war und ein Buch lesen konnte. Aber als er Parvati Altpapier aufheben und die einzelnen Teile davon stundenlang zusammen legen sah, verging seine Bewunderung und er begann sich zu fragen, ob seine Tochter im Kopf richtig sei. Warum sollte ein Bauernmädchen wie Parvati so hungrig aufs Lesen sein? Die Mädchen aus dem Dorf wuchsen doch nur heran, um zu heiraten, Kinder zu kriegen und zu sterben. "Meine Tochter verliert den Verstand!", dachte Ramdschi.

 

Bald hatte er für seine Tochter den passenden Mann ausgesucht, doch seine Hoffnung, nach der Heirat könnte Parvati das Lesen vergessen, erfüllte sich nicht. Trotz der vielen Arbeit gelang es ihr immer wieder, für die Bücher Zeit zu finden.

 

Ihr Mann Schiwram‚ ein einfacher Bauernsohn, war sehr überrascht, als er seine Frau Parvati bei dem trüben Licht einer Petroleumlarmpe lesen sah. Da er selbst nie eine Schule besucht und nie etwas gelernt hatte, fiel es ihm natürlich auch nicht ein, dass das Lesen und das Schreiben etwas Wertvolles sein könnten. "Was hatten diese Dinge mit dem Leben des Menschen zu tun?", fragte er sich.

 

Parvati war sehr fleißig und sie war eine vorzügliche Ehefrau. Deshalb unterdrückte Schiwram den aufsteigenden Zorn. "Was schadet es mir schon, wenn die dumme Parvati liest?", fragte er sich und beschloss dann, ihre seltsame Leidenschaft nicht zu beachten. "Ich möchte dir etwas schenken"‚ sagte er einmal liebevoll. "Was möchtest du denn gern? Vielleicht eine goldene Kette?" Parvati blickte ihn an. Ein zartes Lächeln überflog ihr Gesicht. "Willst du wirklich wissen, was ich möchte? Wirst du es mir kaufen?" "Natürlich. Ich liebe dich doch. Ich erfülle dir jeden Wunsch." "Ich möchte ein schönes neues Buch", sagte sie. "Ein Buch?" Schiwram hielt das für einen Riesenspaß und lachte herzlich. "Willst du es dir an die Nase oder ans Ohr hängen?", fragte er.

 

Trotzdem fuhr Schiwram zum Laden und kaufte ein Buch. Parvati war von dem Buch so fasziniert, dass sie es, wenn sie allein war, für keinen Augenblick aus der Hand legte. Zunächst einmal durchflog sie das ganze Buch, um die Höhepunkte kennen zu lernen. Als sie es dann aufmerksam las, fand sie, dass die Geschichten einen tiefen Sinn hatten. Sie beschrieben die gesellschaftlichen Zustände längst vergangener Tage, die Sitten und Gebräuche der Menschen, die Art und Weise, wie Männer Krieg führen, die Stellung und das Ansehen der Frau, ihre Art, sich zu kleiden und zu sprechen, die Freiheit, die sie besaßen, und den Anteil, den sie am öffentlichen Leben nahmen.

 

Parvati las dies alles in ihrem Buch und sie begann, es mit ihrem Schicksal zu vergleichen. Die Frauen in den Erzählungen hatten sich ihre Ehemänner selbst ausgesucht. Keine von ihnen musste eine Ehe eingehen, die ihre Eltern bestimmt hatten. Diese Erzählungen beunruhigten Parvati. Wenn sie mitten im Lesen aufhörte, stürzte sie plötzlich aus dem Glück in die armselige Wirklichkeit ihres eigenen Daseins. Zweifel und Unzufriedenheit bedrückten ihr Herz, wenn sie an ihr eigenes Eheleben dachte. Hatte Schiwram ein Recht darauf, sich ihren Mann zu nennen? Hatte sie ihn geliebt und auserwählt? Ihre Unlust, ihn als Mann anzuerkennen und sich dementsprechend zu verhalten, wurde immer größer. Äußerlich war sie wie sonst auch, lächelte freundlich und erfüllte gewissenhaft ihre Alltagspflichten. Aber innerlich war sie verzweifelt. Hass und Verachtung erfüllten sie.

 

Zuerst hatte das Buch sie nur unterhalten. Dann hatte es ihr langsam die Augen geöffnet. Danach hatte sie sich angewöhnt, darin zu lesen, wenn sie ihr eigenes trauriges Schicksal vergessen wollte. Jetzt war sie soweit gekommen, dass das Buch sie wie ein Rauschgift gleichzeitig anzog und in Furcht versetzte.

 

Wenn sie dieses Buch bloß niemals gelesen hätte, dann wäre sie bis ans Ende ihrer Tage mit ihrem Schicksal zufrieden gewesen! Aber nun war sie nicht mehr blind. Sie hatte zu denken gelernt. Parvati fiel es ihr immer schwerer, Schiwram als Ehemann zu ertragen. Schiwram war ein einfacher Bauernsohn, doch er spürte die Kälte Parvatis.

 

Eines Tages verlor Schiwram die Beherrschung und in seinem Zorn schlug er auf sie ein. Parvati fiel unter seinen Schlägen ohnmächtig nieder. Lange lag sie regungslos. Schließlich erhob sie sich, nahm das Buch, das Schiwram ihr geschenkt hatte, riss einige Blätter heraus und hielt sie in die Flamme der Petroleumlampe. Dann riss sie das Buch auseinander und verbrannte einige weitere Blätter. Dann mehr! Und noch mehr! Dann löschte sie die Flamme aus. Finsternis war in das Zimmer zurückgekehrt.

 

Ihr Leben, so dachte sie, unterschied sich in nichts von dem des Viehs, das sie draußen im Stall hörte. Sie war dazu geboren, das stumpfe Leben eines Tieres zu führen. Es hatte keinen Sinn, an dem Seil zu ziehen, das ihr um den Hals gelegt war.

 

Als Schiwram am Morgen aufstand, erkannte er in der Asche den Umschlag des Buches. Es hatte ihm so große Freude gemacht, es ihr zu schenken. Und jetzt? Gerade dieses Buch? Schiwram stand vor einem ihm unlösbaren Rätsel. Er konnte keine Erklärung finden. Mit einem Besen kehrte er die Asche und den Umschlag in eine Ecke.

 

 

 

1. Warum sammelt Parvati Papier?

 

2. Wie reagiert Parvatis Vater zunächst, als er merkt, dass seine Tochter lesen kann?

 

3. Was macht Parvati, nachdem sie verheiratet ist?

 

4. Was denkt Parvatis Mann über das Lesen?

 

5. Wie reagiert Schiwram am Anfang, als er beobachtet, dass Parvati viel liest??

 

6. Wie verändert sich Parvati durch das Lesen des Buches?

 

7. Welche Tradition gibt es in der Gesellschaft, in der die Geschichte spielt?

 

8. Wer lehrte Parvati das Lesen?

 

9. Warum verbrennt Parvati das Buch?

 

10. Wie reagiert Schiwram, als er die Asche des Buches findet?

 

 

 

 

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